Mais

Charakteristika

Unter den Getreidearten nimmt der Mais durch seine Grösse und Wüchsigkeit eine ganz besondere Stellung ein, denn er ist ein Riese. Im Vergleich zum Weizen, wo drei bis vierhundert Halme pro Quadratmeter stehen, wachsen beim Mais sieben bis zehn Pflanzen pro Quadratmeter. Die kräftigen Stängel wachsen bis zu drei Meter in die Höhe, werden bis zu 5 cm dick und neigen zur Verholzung. Die Blätter sind bis zu einem Meter lang und bis 10 cm breit.

Mais ist ursprünglich eine Pflanze der länger werdenden Nächte, sie wächst im Sommer und reift im Herbst. Die länger werdenden Nächte lösen den Blühimpuls aus. Die Phase vor der Befruchtung und Samenbildung ist eine Phase, in der die Pflanze grosse Mengen an Zucker bildet, aber diese Assimilate noch nicht in den Körnern einlagern kann. Der massive Stängel und die Kolbenachse dienen als Zwischenlager. So nützt die Pflanze die Vegetationszeit optimal aus und füllt ihre Körner mit Hilfe ihres Speichers und der assimilierenden Blätter. 

Die Spezialisierung in weibliche und männliche Blüten ist unter den Getreidearten einzigartig. Die Fahne ist der männliche, der Kolben der weibliche Blütenstand. Mais ist eine intensive Kultur, sie braucht eine kräftige Düngung und liefert dann entsprechend hohe Erträge.

Die Vielfalt der Farben der Körner ist eine Besonderheit des Maises. Die Vielfalt der Farben entsteht aus Pigmenten im Mehlkörper und in der Aleuronschicht. Weisse Körner enthalten keine Pigmente, die gelben und orangen Körner enthalten Carotinoide im Mehlkörper und die roten, lila bis blauen Körner enthalten Anthocyane in der Aleuronschicht (Schilperoord, 2014).

Geschichtliches

Der Mais entstand in einer tropisch-subtropisch geprägten Gebirgsregion im Südwesten Mexikos, wo sich die Trockenzeit von Dezember bis Juni und die Vegetationszeit von Juni bis Dezember erstreckt. Mais ist die einzige Getreideart, die aus Amerika nach Europa gekommen ist. Er ist hervorgegangen aus dem Wildmais, dem sogenannten Teosinte. Dieser hat ca. 6 mm grosse Früchtchen, die kleinen Nüsschen ähneln. Sie besitzen eine steinharte, von Kieselsäure durchzogene Schale.

Die Geschichte des Maises in der Schweiz ist noch keine 500 Jahre alt. In dieser Zeitspanne hat sich der Mais an klimatisch sehr verschiedene Regionen angepasst. Über Italien erreichte er die Schweiz vom Süden her und über Deutschland von Norden her.

Südlich der Alpen waren die Hauptanbaugebiete das Tessin, Misox und Puschlav und nördlich der Alpen das Linthal, St. Galler Rheintal, die Bündner Herrschaft, das Domleschg und Bündner Oberland. Auch im Wallis war der Mais eine wichtige Kulturpflanze.

Für die Schweiz ist der Maisanbau als erstes für Altstätten im St. Galler Rheintal im Jahre 1571 belegt.

Im Domleschg hat sich der gelbe frühe Mais durchgesetzt, während im St. Galler Rheintal der weisse Körnermais vorherrschend blieb. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Maisanbau nur Bedeutung im Kanton Tessin, im Wallis, im St. Galler Rhein- und Seetal und im Bündner Rheintal bis Thusis. Während dem zweiten Weltkrieg wurde eine Bestandsaufnahme der vorhandenen lokalen und überregionalen Maissorten gemacht. In Graubünden, St. Gallen und Schwyz wurden fünf lokale Sorten unterschieden: Domleschger Mais (gelbkörnig, 8-Reihig), Kleiner Rheintaler Mais (weisskörnig, 10-reihig), Grosser Rheintaler Mais (weisskörnig, 12-reihig), St. Galler Oberländer Mais (weisskörnig, 12-reihig), Linthmais (weiss oder gelkörnig, 8-reihig).

Um 1930 setzte in der Schweiz die Maiszüchtung ein. Aus verschiedenen Landsorten, so auch aus Bündner Landsorten, aus Linthmais, aus Rheintaler wurden Inzuchtlinien entwickelt. 

Nach dem zweiten Weltkrieg verlor der Körnermaisanbau zunehmend an Bedeutung. In den sechziger Jahren nahm der Maisanbau wieder zu. Gefragt war nun aber nicht Körnermais, sondern Futter- und Silomais. Hybridsorten setzten sich durch (Schilperoord, 2014).

Vorkommen & Verbreitung

Circa 225 Landsorten sind in der Samenbank erhalten geblieben. Die Vielfalt der Farben der Kolben ist gross. Mit wenigen Ausnahmen werden diese sogenannten Landsorten heute nicht mehr angebaut. Um 1940 wurden sie durch ertragreiche Hybridsorten verdrängt  (Denzler, 2007).

Rheintaler Ribelmais

Der Ribelmais wird in der Ursprungsregion St. Galler Rheintal, Werdenberg, Sarganserland und sechs Bündner Gemeinden, sowie im Fürstentum Liechtenstein produziert (Verein Ribelmais, o.D.).

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Ribelmais die wichtigste Anbaufrucht. Im Spätherbst wurde geerntet und die ganze Familie half, die Kolben von den Lieschblättern zu befreien. Je nach Dialekt und Region nannte man dies „Schelfera“, „Usschella“, „Uszüha“ oder „Hülschete“. Die Kolben wurden anschliessend zusammengebunden und diese über mehrere Monate auf dem Estrich aufgehängt um zu trocknen. Mit einem sogenannten Maisrebler wurden die Körner von den Kolben abgeraspelt. Entlang des Rheins befanden sich viele Mühlen, wo die Körner schliesslich hingebracht wurden. Aus dem Mehl wurde Ribel bzw. Türggenribel sowie das Türggenbrot hergestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg verschwand der Ribelmais nach und nach vom Speiseplan und auch von den Feldern. Nachdem 1998 gerade noch 4 Hektaren angebaut wurden, wird heute, dank des 1998 gegründeten Vereins Rheintaler Ribelmais, auf einer Fläche von 65 ha wieder Ribelmais angebaut (Verein Ribelmais, o.D.).

Linthmais

Nach dem zweiten Weltkrieg zählte das Linthgebiet nach dem Rheintal und dem Tessin, zu dem drittgrössten Maisanbaugebiet der Schweiz. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Mais auf die klimatischen Bedingungen dieser Region angepasst wodurch schlussendlich eine eigene Sorte, der Linthmais entstand. Jedes Dorf, jede Familie selektionierte ihr eigenes Saatgut und vermehrte seinen Mais selber, weshalb es zwar eine Sorte Linthmais gibt aber mit vielen unterschiedlichen Typen, Abweichungen in Form, Farbe und Ausbildung. Seit 1999 wird in der Linthebene wieder Linthmais angebaut, nachdem er über lange Zeit verschwunden war (Linthmais, o.D.).

Domleschger Mais

Stephan Stutz, Geologe und Samengärtner aus Almens, hat bisher Herkünfte aus Almens, Bonaduz, Masein, Fürstenau und Scharans getestet. Diese waren 8-10 reihig und von hellgelber bis oranger Farbe. Gemäss Stephan Stutz wird der Domleschger Mais bei guter Versorgung ca. 2.5 – 3 m hoch und reift früh ab. Geschmacklich ist er sehr gut. Im Anbau zeigt er einige Merkmale von Inzucht und auch die Standfestigkeit ist verbesserungswürdig. In Zukunft soll der Domleschger Mais wieder angebaut und vermarktet werden zum Beispiel als Tortilla Chips und Polenta. Stephan Stutz startet diesen Frühling ein Projekt zur qualitativen Verbesserung und zur Erhaltungszucht. Für dieses Projekt werden noch Sponsoren gesucht. Dieses Jahr soll ein erster grösserer Anbau erfolgen.

Verwendung

Vom Linthmais gibt es glutenfreies Mehl, Ribelimehl, grobes und mittleres Maisgriess, Whisky, Bier und Tortilla Chips (Linthmais, o.D.)

Vom Domleschgermais wurden Tortillachips hergestellt. Da es sich um einen mengenmässig stark begrenzten Versuch handelte, sind diese schon ausverkauft. Polenta und Farina bona wurden schon auf dem Herbstmarkt Almens und dem Weihnachtsmarkt in Scharans angeboten. Die Rückmeldung war sehr positiv und die Leute fragen immer wieder danach. Mangels Mais konnten diese Produkte in diesem Jahr nicht hergestellt werden.

Vom Rheintaler Ribelmais ist fein und grob gemahlenes Ribelmais sowie Ribelmais Tortillachips erhältlich. 

Traditionellerweise wird aus dem Ribelmais sogenannter Ribel zubereitet. Dazu wird feiner Ribelmais mit Milch, Wasser und Salz aufgekocht und anschliessend mind. 3 Stunden zugedeckt gequollen. Anschliessend wird der Mais in einer Bratpfanne mit viel Butter „geribelt“, das heisst, es wird so lange umgerührt bis sich goldbraun geröstete Krümelchen bilden. Ribel wird zusammen mit Milchkaffee, Apfelmus oder Zwetschgenkompott gegessen.

Quellen der Recherche

Denzler, L. (19. September 2007). Schweizer Mais-Landsorten – interessant für die moderne Züchtung

. Abgerufen am 12. Februar 2020 von NZZ: www.nzz.ch/schweizer_mais-landsorten__interessant_fuer_die_moderne_zuechtung-1.557270

Linthmais. (o.D.). Geschichte. Abgerufen am 17. Januar 2020 von Linthmais: www.linthmais.ch/Geschichte.7.0.html

Schilperoord, P. (2014). Kulturpflanzen in der Schweiz - Mais. (V. f. Kulturpflanzen, Hrsg.) Alvaneu.

Verein Ribelmais. (o.D.). AOP

. Abgerufen am 29. Januar 2020 von Rheintaler Ribelmais: ribelmais.ch/ribelmais/aop/

Verein Ribelmais. (o.D.). Geschichte

. Abgerufen am 29.. Januar 2020 von Rheintaler Ribelmais: ribelmais.ch/ribelmais/geschichte/